Ich weiss nicht was du mit “herrschender Struktur” meinst… und ich hätte besser von Geschichte statt von Kultur sprechen sollen. Zen ist wie alles einem geschichtlichen Prozess unterworfen, in dem er geformt wird. Viele andere Beispiele im Buddhismus zeigen genauso wie Zen, dass die europäische Rezeption dieser asiatischen Formen des Buddhismus stark durchmischt ist mit europäischen Strukturen. Der Säkulare Buddhismus ist z.B. eine Form des Protestantismus. Das Tibet als buddhistische Nation wurde überhaupt erst erfunden nachdem in den 1950er Jahren China viele Tibeter ins Exil gezwungen hat, und diese dort den Begriff der Nation überhaupt erst kennen lernten. Auf Sri Lanka hat die englisch-protestantische Version von Theravadatexten eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung des Theravada im 19. Jhdt. gespielt. Und wenn wir über sowas sprechen, muss man das auch erstmal nicht werten, sondern einfach nur feststellen, dass das vermeintliche Original keinesfalls so originell ist, wie es zunächst erscheint. Sicher, das kann desillusionierend sein, aber das das will der Buddhismus, oder?
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